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In meines Vaters (Ob-) Hut

  • Rainer Koch
  • 4. März 2024
  • 1 Min. Lesezeit

Wird der Winter eisig, tut es mir gut, die Fellkappe meines Vaters auf den Kopf zu ziehen, die auch mit 2 pelzigen Ohrklappen und einem Nackenschutz versehen ist, eine typisch russische Ushanka.


Es ist das wichtigste Erbstück, das ich aufgehoben habe.


Vielleicht weil die Fellmütze nicht nur praktisch ist, sondern auch etwas von der tiefen Wärme widerspiegelt, die mein Vater für seine Kindern bereithielt und auch den Schutz symbolisiert, den ich als ältester Sohn erfahren habe, solange ich ihn benötigte.


Das Gefühl der Geborgenheit in einer nicht immer freundlichen Außenwelt ist eine der wichtigsten Komponenten, die ein Vater einem Jungen vermitteln kann. Dazu gehört unbedingt das Vertrauen in die Fähigkeit des Sohnes, altersadäquat Probleme auch ohne Hilfe lösen zu können. Und die Genehmigung des Vaters, auch scheitern zu dürfen.


Als ehemals fast verhungerter Kriegsgefangener in den furchtbaren Lagern um Workuta in

Russland trug mein Vater trotzdem diese russische Mütze mit Wohlbehagen.

Seine grundsätzlich positive und freundliche Haltung gegenüber russischen Menschen und deren Kultur war auch nach der Erfahrung der grausamen stalinistischen Arbeits- und Vernichtungslager nicht zerstört.

 

Die Eingebundenheit als 17jähriger junger Soldat in die Untaten und Schrecken des 2. Weltkrieges hatte die tiefe Geborgenheit meines Vaters in der Welt zwar beschädigt, aber nicht auslöschen können. Das symbolisiert auch diese Fellmütze auf spürbare Weise.


Ich fühle mich nicht nur körperlich gut, wenn ich meines Vaters Fellmütze trage und blicke gern in die winterlichen Schaufensterscheiben, um sein Abbild in mir zu sehen und diese herzliche Erinnerung dankbar zu geniessen.





 
 
 

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